|

Rekord-Fachkräftemangel in der deutschen IT-Branche

Die Zahl der unbesetzten IT-Jobs in Deutschland steigt weiter an, laut einer Bitkom-Studie. Aktuell sind 149.000 IT-Stellen offen, ein Anstieg um 12.000 im Vergleich zum Vorjahr. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst bezeichnet den Mangel als systemisches Problem, das unabhängig von Konjunkturzyklen besteht. Nur 2 Prozent der Unternehmen sehen das Angebot an IT-Fachkräften als ausreichend an, während 70 Prozent einen Mangel bestätigen. Die Situation wird sich laut 77 Prozent der Unternehmen verschärfen. Stellen für IT-Fachkräfte bleiben im Durchschnitt 7,7 Monate unbesetzt.

Um dem Mangel entgegenzuwirken, setzen Unternehmen vermehrt auf Quereinsteiger. Die Anzahl der Informatik-Absolventen stieg leicht an, erreichte jedoch nicht den steigenden Bedarf. Die duale Berufsausbildung, vor allem in Fachinformatik, ist die häufigste Qualifikation für die Besetzung von IT-Stellen (44 Prozent). 23 Prozent sind Quereinsteiger. Wintergerst betont den attraktiven Quereinstieg in die IT, unterstützt durch Programme wie Programmier-Bootcamps.

Die Stellenbesetzung stellt für Unternehmen eine Herausforderung dar. Nur 3 Prozent haben keine Probleme, während 26 Prozent keine Bewerbungen erhalten. Herausforderungen sind unterschiedliche Gehaltsvorstellungen (61 Prozent), mangelnde Qualifikation (46 Prozent) und fehlende Soft-Skills (41 Prozent). Interne Gründe, wie unerfüllte Anforderungen an mobiles Arbeiten (40 Prozent) oder langsame Personalentscheidungen (18 Prozent), tragen zur Schwierigkeit bei. Wintergerst fordert Unternehmen auf, ihre internen Prozesse zu beschleunigen, betont jedoch die Notwendigkeit politischer Maßnahmen, wie Anreizen für ältere Beschäftigte, um dem Fachkräftemangel effektiv entgegenzutreten.

Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes für IT-Fachkräfte setzen Unternehmen verstärkt auf Weiterbildungsmaßnahmen. Laut einer Bitkom-Studie haben 54 Prozent der Unternehmen eine zentrale Weiterbildungsstrategie, im Vergleich zu 37 Prozent im Jahr 2017. Zudem bilden 67 Prozent ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in digitalen Kompetenzen weiter, nahezu eine Verdopplung in den letzten sechs Jahren. Trotzdem sehen 34 Prozent der Unternehmen die Bereitschaft der Beschäftigten für entsprechende Weiterbildungen schwinden, wobei Gründe wie mangelnde Zeit (34 Prozent) und finanzielle Einschränkungen (22 Prozent) genannt werden. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst betont, dass Weiterbildung und digitale Kompetenzen in Unternehmen nicht optional, sondern notwendig sind. Er appelliert an die Politik, flexible Fördermodelle anzubieten und besonders kleine und mittelständische Unternehmen zu unterstützen.

Die Rekrutierung von IT-Fachkräften aus dem Ausland ist für nur 22 Prozent der Unternehmen relevant. Seit der Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im Jahr 2020 haben lediglich 8 Prozent dies versucht, während 14 Prozent dies für die Zukunft in Betracht ziehen. Unternehmen, die im Ausland rekrutiert haben, beklagen mangelnde Informationen zum Einwanderungsprozess (75 Prozent) und einen hohen bürokratischen Aufwand (67 Prozent). Probleme mit der Visum-Erteilung, fehlende Deutschkenntnisse und nicht anerkannte Qualifikationen sind weitere Herausforderungen. Importierte IT-Fachkräfte berichten über bürokratische Hürden (80 Prozent) und erleben Ausländerfeindlichkeit am Arbeitsplatz (62 Prozent). Wintergerst betont die Notwendigkeit eines unbürokratischen Einwanderungsprozesses und der Unterstützung bei Integration und Familienzusammenführung.

In Bezug auf den Fachkräftemangel setzen Unternehmen auf Künstliche Intelligenz (KI). Rund 48 Prozent glauben, dass KI dazu beitragen kann, den Mangel zu lindern. Viele Unternehmen erwarten, dass KI die Beschäftigten bei Standardaufgaben entlastet (57 Prozent), individuelle Weiterbildung unterstützt (51 Prozent) und IT-Fachkräfte bei Programmieraufgaben (42 Prozent) unterstützt. Es wird jedoch auch befürchtet, dass KI die Beschäftigten überfordert (44 Prozent), und 38 Prozent bieten bereits entsprechende Weiterbildungen an. Unternehmen erwarten, dass KI verschiedene Aufgaben übernehmen kann, darunter die Bewertung von Arbeitszeugnissen, die Vorauswahl von Bewerbern und das Onboarding neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur 15 Prozent glauben, dass KI bei keiner dieser Aufgaben unterstützen kann.

Quelle: Bitkom

en_USEnglish